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Börsennotierte Peer Group Unternehmen für die Unternehmensbewertung

Erfahren Sie, wie Sie den Beta-Faktor basierend auf einer börsennotierten Peer Group für die Unternehmensbewertung nutzen können.

Geschrieben von

Peter Schmitz

Veröffentlicht am

INHALTSVERZEICHNIS

Das Totschlagargument: „Es gibt keine vergleichbaren Unternehmen“

Im Rahmen der konkreten Anwendung des Capital Asset Pricing Model (CAPM) steht der Bewerter vor der Herausforderung, dass das Bewertungsobjekt nicht börsennotiert ist. Für die Ableitung des unternehmensspezifischen Beta-Faktors ist es daher zulässig und zugleich auch erforderlich, diesen auf Basis einer Peer Group börsennotierter Vergleichsunternehmen abzuleiten.

Kaum ein Argument wird im Rahmen der Peer Group Auswahl und Analyse so häufig ins Feld geführt wie das der fehlenden Vergleichbarkeit des Bewertungsobjekts mit anderen börsennotierten Unternehmen, die zur Bestimmung des Beta-Faktors herangezogen werden könnten. Beinahe genauso oft aber ist dieses Argument fehlgeleitet.

Ganz im Gegenteil, nur in den seltensten Fällen gelingt es, Peer Group Unternehmen zu finden, die exakt den gleichen Produktmix im gleichen Markt mit dem gleichen Kundenportfolio mit der gleichen Produktionstechnologie und die gleiche Mitarbeiterqualifikation bei gleichen tariflichen Rahmenbedingungen haben.

Diese Liste wichtiger Einflussfaktoren ließe sich beliebig fortführen. Sie soll lediglich verdeutlichen, dass es sehr viele Einflussfaktoren für den Unternehmenserfolg gibt, die sich letztlich alle im Beta-Faktor widerspiegeln.

Die Kapitalmarkttheorie, d.h. das CAPM, gibt keinen direkten Anhaltspunkt, welche konkreten Einflussfaktoren das Beta eines Unternehmens definieren. Das Beta ist vielmehr das Resultat der Risikoerwartungen der Marktteilnehmer. Dieser Blickwinkel sollte als Ausgangspunkt dienen, wenn sich die Suche nach vergleichbaren Unternehmen als schwierig erweist.

Tipps zur Peer Group Analyse

Bei der Zusammenstellung der Peer Group ist daher vor allen Dingen darauf zu achten, dass Vergleichsunternehmen einbezogen werden, die hinsichtlich der Risikostruktur mit dem Bewertungsobjekt weitestgehend übereinstimmen. Anhand der nachfolgenden fiktiven Beispiele soll verdeutlicht werden, wie der Bewerter vorgehen kann, um geeignete Vergleichsunternehmen zu identifizieren.

Horizontal: „Vergleichsunternehmen für einen deutschen Solarparkbetreiber gesucht“

Hier läge es nahe, sich am internationalen Kapitalmarkt nach Solarparkbetreibern umzusehen. Grundsätzlich wird es regionale Besonderheiten geben, z.B. das EEG in Deutschland. Das Geschäftsmodell wird sich aber häufig ähneln.

Vertikal: „Vergleichsunternehmen für einen Schiffsschraubenhersteller gesucht“

Als Vergleichsunternehmen bieten sich hier z.B. Werften an. Die wirtschaftliche Dynamik und konjunkturelle Abhängigkeit eines Zulieferers hängt häufig stark an der Entwicklung der Gesamtbranche, in diesem Falle dem Schiffbau. Weniger geeignet wäre die Schifffahrt, da hier die Abhängigkeit nur noch sehr unmittelbar und vor allen Dingen zeitlich stark verzögert vorhanden ist.

Branchenübergreifend: „Vergleichsunternehmen für Eisenbahnhöfe gesucht“

Als Vergleichsunternehmen bieten sich hier z.B. Flughafenbetreiber an. Die Start- und Landgebühren der Fluggesellschaften sind ein gutes Äquivalent zu den Stationsentgelten, die die Zugbetreiber zu entrichten haben. Wie auch bei den Flughäfen, generieren Bahnhöfe einen großen Teil ihres Umsatzes über die Vermarktung von Einkaufs- und Restaurantflächen. Und zuletzt sind Flughafenbetreiber und Bahnhofsbetreiber Reisedienstleister, wenn auch in verschiedenen Teilbranchen des Transportmarktes.

Die zuvor genannten Beispiele sollten als Anregung verstanden werden, auf welchem Wege der Bewerter sich einer geeigneten Peer Group nähern kann. Es sei deutlich darauf hingewiesen, dass eine schlechte direkte Vergleichbarkeit umso mehr Analyse und wirtschaftlichen Sachverstand auf Seiten des Bewerters erfordert.

Wie sieht die Praxis aus und was empfehlen die Standard-Setter?

Grundsätzlich ist ein Peer-Group-Vergleich immer stark von den subjektiven Einflüssen des Bewerters geprägt und für die Ermittlung objektivierter Unternehmenswerte i.S.d. IDW S 1 damit zunächst kritisch zu sehen.

Allerdings ist ebenso unstrittig, dass auch in Fällen „schwerer Vergleichbarkeit“ letztlich ein Unternehmenswert auf Basis des CAPM und mittels des Beta-Faktors zu ermitteln ist. Mangels (praktikabler) Alternativen ist nach derzeitigem Stand kein anderes Vorgehen verfügbar.

Der IDW S1 sieht den Rückgriff auf die Rendite börsennotierter Vergleichsunternehmen vor. Seitens des IDW wird in diesem Zusammenhang ausdrücklich und regelmäßig darauf hingewiesen, dass es letztlich in der Verantwortung des Bewerters liegt, den Beta-Faktor einzelfallbezogen sachgerecht zu ermitteln. Eine pauschale Festlegung des Beta-Faktors ist hingegen keine Alternative. Letztlich ist also der Bewerter gefordert, die Peer Group sorgsam auszuwählen und seine Auswahl argumentativ zu begründen.

Fazit

Die Suche nach geeigneten börsennotierten Peer Group Unternehmen zur Ableitung des Beta-Faktors ist eine Herausforderung, die nicht unterschätzt werden sollte. Dabei geht es weniger um die exakte Übereinstimmung aller Unternehmensmerkmale, sondern vielmehr um eine weitgehende Übereinstimmung in der Risikostruktur.

Durch die Anwendung intelligenter Suchstrategien und den Einsatz spezialisierter Datenbanken können Bewertungsprofis diese Aufgabe erfolgreich bewältigen und somit fundierte und objektivierte Unternehmenswerte ermitteln.

Warum ist es schwierig, vergleichbare Unternehmen für die Peer Group zu finden?
Welche Strategien können helfen, geeignete Vergleichsunternehmen zu finden?
Was ist das häufigste Missverständnis bei der Auswahl der Peer Group?
Was empfehlen die Standard-Setter bezüglich der Auswahl der Peer Group?
Wie kann die Vergleichbarkeit von Peer Group Unternehmen beurteilt werden?
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